Fortbildung mit Barbara Voigt-Schwarze in Neversdorf
Der Pferdesportverband Schleswig Holstein organisierte am 24.März in Neversdorf eine Fortbildung für Trainer und Ausbilder zum Thema "Reitsitzprobleme und -fehler erkennen und beheben".
Gemeinsam mit meinen Trainerkolleginnen Jenny Horn, Jessica Wriedt und Karen Strelow machte ich mich auf den Weg und wir freuten uns auf neue Ideen und Impulse.
Frau Barbara Voigt- Schwarze ist Amateurreitleherin FN (TrainerA), Sportpädagogin und Xenophon Mitglied. Sie arbeitet seit vielen Jahren nach dem System von Eckard Meyners.
Vormittags starteten wir mit dem theoretischen Teil.Hier ging es zunächst um die äußeren und inneren Faktoren, die die Losgelassenheit des Reiters be- oder verhindern. Hier gab es viele interessante Ansätze. Welche Rolle spielt die emotionale Ausgeglichenheit, Angst, Alter, Stress, Kälte, Schmerzen, Atmung,mangelnde Cross Koordination, Rhytmusgefühl, Balance und Gleichgewicht? Auch der richtige Sattel für Pferd und Reiter (zu gross, zu klein, zu hart, zu weich, Pauschen die blockieren) und die richtigen Steigbügel (Größe, Länge, Position am Fuss) bekamen hier vermehrte Aufmerksamkeit. Genauso wie das richtige Treiben (Hacken- nicht bohren ;-) ), die Zügelhilfen (zu hohe, breite, tiefe Handhaltung, Halten der Gerte) wurden genau unter die Lupe genommen.
Weiter ging es mit Abweichungen vom "idealtypischen" Sitz ( Hohlrücken, Rundrücken, Skoliose und daraus entstehende Schiefe) und es wurde auf die Muskelgruppe eingegangen, die zum Verkürzen oder Abschwächen neigen.
Zwischendurch wurden immer wieder interessante Übungen eingebaut, mal im Sitzen auf dem Stuhl, mal auf der Matte, mal mit einem Besenstiel. Das 6 Punkte Aufwärmprogramm nach Eckard Meyners wurden vorgestellt und es durfte jeder den Balimo Hocker testen. Außerdem wurde der Einsatz von Franklin Bällen angesprochen.
Nach dem theoretischen Teil gab es ein gemeinsames Mittagessen und dann ging es in der Halle vom Dressurstall Lührs weiter mit dem praktischen Teil. Frau Voigt- Schwarze hatte zwei Reiterinnen als hervorragende Beispiele gefunden. Die erste Teilnehmerin war Annika, eine klassische Springreiterin mit einer jungen Dunkelfuchsstute, die gerade wieder nach einjähriger Krankheit antrainert wurde. Der Stute fehlte es noch an Kondition und sie wies selbst eine deutliche Schiefe auf. Annika ritt mit springreitertypischem Rundrücken, sehr tiefer, breiter Hand und eher etwas vor der Bewegung. Sie neigte zum Klemmen und Schieben, daran hatte Frau Voigt- Schwarze im Vorfeld aber schon gut mit ihr gearbeitet. Annika sollte also mehr zum Sitzen im Pferd kommen und im Schultergürtel beweglicher werden. Es wurde zuerst eine Übung auf der Matte gemacht, danach war Annika schon viel lockerer. Dann kam noch die Franklinrolle zum Einsatz, die unter dem Gesäß platziert wurde. Anschließend konnte sie viel besser durchschwingen. Um die Armhaltung zu verbessern wurden anschließend Franklinbälle unter dem Oberarm verwendet. Der Unterschied danach war deutlich zu erkennen. Auch war sehr auffallend, wie das Pferd durch die Sitzkorrektur immer zufriedener und fleissiger wurde.
Die zweite Teilnehmerin war eine klassische Dressurreiterin mit hocheleganter Rappstute. Die Stute war sehr gut ausgebildet und brachte viel Potenzial mit. Ihre Reiterin wirkte etwas "verbissen" und verkrampft. Sie erzählte uns, dass sie lange Zeit nur unter Schmerzen reiten konnte, die aktuell aber glücklichweise nicht da waren. Ihre Grundspannung im Sitz war eindeutig zu hoch und ihr fiel ein lockeres Mitschwingen schwer. Das lag aber zum größten Teil am Sattel. Der Sattel: eine sogennante "Sitzprotese" hatte viel zu dicke Pauschen, die Steigbügel waren viel zu lang verschnallt und hätten eigentlich drei Löcher kürzer gemusst. Es waren aber nur zwei Löcher möglich, damit die Reiterin keine Schmerzen bekam und nicht durch die Pauschen blockiert wurde. Der Sattel war in diesem Fall ein Kompromiss, weil er der einzig passende für das Pferd zu dem Zeitpunkt war. Es wurde empfohlen die Pauschen zumindest vom DSattler verkleinern zu lassen. Es wurden außerdem verschiedene Übungen am Boden und auf dem Ballimo Hocker gemacht. Die Franklin Bälle wurden beim Reiten unter den Oberschenkeln und unter den Armen eingesetzt. Die Veränderung nach den Anwendungen war auch hier sehr deutlich. Auch die Stute lief viel entspannter und lockerer.
Fazit des Tages:
"Das Losgelassenheits- Verhinderungs- Objekt" sitzt immer auf dem Pferd!" -aber es gibt viele Möglichkeiten das zu verbessern!